24.12.2017
Was genau feiern wir eigentlich an Weihnachten – außer die Geburt von Jesus Christus? Denn kerzengeschmückte Adventskränze, Lichterbögen und Tannenbäume haben tatsächlich nur entfernt etwas mit der christlichen Religion zu tun – wie auch der rot-weiß bekleidete Weihnachtsmann selbst.
Das Weihnachtsfest ist nämlich viel, viel älter, auch wenn unsere Vorfahren es nicht so nannten. Sie feierten nämlich die Wintersonnenwende oder das Julfest, und das jedes Jahr so ziemlich genau am 21. Dezember. Aber ist das nicht eigentlich das Datum des Winteranfangs? Eben: zu dieser Zeit, wenn die Tage wieder länger und die Nächte kürzer werden, wird das Licht neu „geboren“. Das bedeutete für unsere Ahnen im Norden Europas, dass die dunkle Jahreszeit überwunden war und damit Hunger und Kälte bald ein Ende hatten. Berühmte Orte wie Stonehenge in England (ca. 5.000 Jahre alt) oder Goseck bei Halle (ca. 7.000 Jahre alt) legen Zeugnis darüber ab, wie unglaublich wichtig der Zeitpunkt der Sonnenwende war, und auch darüber, dass zum Beispiel Germanen und Kelten bereits tiefgreifendes astronomisches Wissen besaßen. So hatten sie schon erkannt, dass ein Mondjahr etwa 354 Tage (der Abstand zwischen zwei Vollmonden beträgt ca. 29,5 Tage) und ein Sonnenjahr etwa 365 Tage lang ist. Wohin aber mit den „übrigen“ Tagen und Nächten? Sicher haben Sie schon einmal den Ausdruck „zwischen den Jahren“ oder von den geheimnisvollen Rauhnächten gehört – ebendiese entstanden daraus. Und es waren die Germanen, die den ersten sogenannten Lunisolarkalender entwickelten, in dem beide Zeitrechnungen aufeinander abgestimmt sind.
Ebenso hat es mit dem Licht, dass zur Wintersonnenwende neu „geboren“ wird und sich heute auch in den vier Kerzen des Adventskranzes wider- und wiederspiegelt, seine Bewandtnis: vier Kerzen hat der Adventskranz, vier Himmelsrichtungen gibt es – sowie auch vier Elemente und vier Jahreszeiten. Nichts ist zufällig. Auch nicht, dass der Adventskranz rund ist wie der Jahreskreis oder das Jahresrad, das sich immer weiter dreht und dessen vier jahreszeitliche Abschnitte sich nach den zwei Sonnenwenden und den zwei Tag-und-Nachtgleichen richten. Und was haben die christlichen Heiligen in Darstellungen über ihren Köpfen? Einen runden Lichtschein, der die lebensspendende Sonne symbolisiert. (Interessanterweise heißt „Sohn“ – wie in „Sohn Gottes“ – auf Englisch „son“, während Sonne „sun“ heißt. Aber das könnte tatsächlich Zufall sein….
Um dieses heidnische Sonnenfest durch christliche Rituale zu ersetzen, verlegte Papst Liberius übrigens im Jahre 354 flugs die Geburt Jesu vom Mai in den Dezember.
Also feiern wir an Weihnachten doch viel mehr, als uns vielleicht bewusst ist. Hinzu kommen noch die immergrünen Gewächse, die unsere Häuser schmücken – wie Tanne, Mistel und Stechapfel – und die ewige Fruchtbarkeit verkörpern, sowie die Rentiere aus dem hohen Norden, die den Schlitten des Weihnachtsmannes ziehen, und deren Geweih an den gehörnten Fruchtbarkeitsgott heidnischer Religionen erinnert. Die Weihnachtswichtel hingegen sind in den Trollen, Zwergen und Elfen der nordischen Mythologie vorgedacht.
Und wieso der Weihnachtsmann selbst immer rot-weiß, wie ein Fliegenpilz gekleidet ist – das bleibt wohl ein Geheimnis:-)
Bildnachweis: david_drei, „Fliegenpilz“, Creative Commons BY-NC-SA 2.0,
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