15.06.2018
Wenn Sie wissen möchten, wie Bewegung entsteht, dann machen Sie doch folgende Übung:
- Stellen Sie sich hin
- Spannen Sie nun Ihre Oberschenkel so stark an, wie Sie nur können
- Halten Sie das einen Moment und jetzt:
- Gehen Sie mal
Sie werden feststellen, dass Sie nur dann sich elegant bewegen können, wenn Sie die Anspannung in den Muskeln lösen. Andernfalls können Sie zwar gehen, aber eher roboterhaft und steif.
Was lernt uns das?
Bewegung entsteht durch Loslassen, nicht durch Anspannen.
Es gibt 3 Kräfte, die den Körper bewegen:
- die Schwerkraft
- die elastischen Kräfte gedehnter Faszien
- die Muskelkraft
Die Schwerkraft ist immer vorhanden und gratis. Falls Sie schon einmal hingefallen sind, wissen Sie, dass diese Kraft da ist, ganz ohne Ihr Zutun.
Auch in der Bewegung kann man die Schwerkraft nutzen, einfach durch Loslassen. Wenn Sie Ihren Arm heben und dann nach unten bringen wollen, können sie das einfach durch Loslassen. Die Schwerkraft besorgt dann den Rest.
Sowohl Muskeln als auch Faszien erzeugen Spannung.
Während Muskelspannung aktiv ist und den Körper staucht und zudem Energie verbraucht, ist die Faszienspannung passiv, dehnt den Körper und nutzt Energie. Das ist also hocheffizient.
Stuart McGill, jemand, der sich viel mit Rückenproblemen bei Top-Athleten auseinandergesetzt hat, hat bei Sprintern die Muskelkontraktionen während der verschiedenen Phasen eines Laufs gemessen und schreibt dazu (meine Übersetzung):
„… die besten Sprinter sind erstaunlich entspannt in der Starthaltung. Ebenso erstaunlich ist die Kraftentwicklung beim Startschuss, als auch die Entspannung in der Laufphase …“ (Stuart McGill „Ultimate Back Fitness and Performance“).
Wenn der Sprinter vor dem Start die Muskeln kontrahieren würde, würde er verlieren, denn er käme gar nicht vom Startblock herunter. Während des Laufs würde die Kontraktion die Bewegung hemmen.
Lediglich in der kurzen Phase nach dem Startschuss gibt es eine starke Muskelkontraktion. Ist der Läufer einmal unterwegs, übernimmt wieder das Fasziennetz. Er ist also maximal entspannt.
Bildnachweis: Matthias Ripp, „At the playground„, Creative Commons BY 2.0
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