14.02.2018
Einer der Schlüssel zu einer mühelos aufrechten Körperhaltung liegt in dem, was der Körpertherapeut Thomas Hanna als „sensomotorische Amnesie“ bezeichnet hat.
Sensomotorische Amnesie
„bezeichnet einen Verlust der Erinnerung daran, wie sich bestimmte Muskelgruppen anführen und wie man sie kontrollieren kann. Und weil sich dies innerhalb des Zentralnervensystems ereignet, sind wir uns dessen zwar nicht bewusst, aber es beeinflusst uns bis in unser Inneres.„.
(Thomas Hanna in: Beweglich sein – ein Leben lang: Die heilsame Wirkung körperlicher Bewusstheit.).
Manchmal haben Bewegungseinschränkungen nicht unbedingt eine direkte mechanische Ursache, sondern ergeben sich aus alltäglichen Traumata oder auch Gewohnheiten. Eine solche Gewohnheit kann bspw. sein, dass man als Teenie angefangen hat den Bauch einzuziehen, weil man ja einen flachen Bauch haben wollte und die Jungs oder Mädels beeindrucken wollte. Dieses zunächst aktive festhalten ging irgendwann so ins Nervensystem über, dass man es permanent machte. Irgendwann hat man dann den Zugang verloren und kann diesen Bereich nerval gar nicht mehr ansteuern.
Deshalb beschäftigen sich Methoden wie Feldenkrais, Hanna Somatics (was aus dem Feldenkrais entstanden ist) und andere mit der Rückeroberung der Kontrolle bestimmter Muskelgruppen.
Man braucht dazu allerdings nicht zwingend Übungen (obwohl das gerade anfänglich sehr hilfreich ist), sondern kann einfach damit beginnen, sich selbst im Alltag gelegentlich einmal zu beobachten. Sich selbst hin und wieder Aufmerksamkeit zu schenken.
Gehen Sie hin und wieder gedanklich durch Ihren Körper hindurch und fragen Sie sich, ob Sie irgendwo gerade festhalten. Sie werden feststellen, dass Sie fast immer irgendwo aktiv festhalten. In aller Regel sind das Kiefer, Schultern oder Bauch. Vor allem, wenn wir gestresst sind, neigen wir dazu, den Bauch festzuhalten. Das kann sich sehr ungünstig auf unsere Körperstruktur und auch auf unsere Beweglichkeit auswirken. Bewegung entsteht ausschließlich durch Loslassen (falls Sie das nicht glauben, versuchen Sie diese Übung: Stellen Sie sich hin. Jetzt spannen Sie Ihre Oberschenkel so fest an, wie Sie können. Spannen Sie auch Ihren Hintern ganz fest an. Nun gehen Sie einmal ein paar Schritte. Sie werden feststellen, dass Sie sich erst dann bewegen können, wenn Sie die Muskeln nicht mehr anspannen).
Chronische Schmerzpatienten haben oft wenig bis gar kein Körpergefühl. Die Ursache ist eben eine fehlende nervale Ansteuerungsmöglichkeit betreffender Körperteile.
Tipp: Beobachten Sie sich aufmerksam. Versuchen Sie festzustellen, wo Sie sich festhalten und lassen Sie dann los. Machen Sie das regelmäßig, können Sie sich so Bewegungsspielraum und Bewegungsqualität zurückerobern, indem Sie die im Nervensystem eingebrannten Muster umprogrammieren.
Bildnachweis: Erstellt mit canva.com
Gefällt Ihnen dieser Artikel?
Abonnieren Sie meine Faszienbriefe für regelmäßige Artikel
zu den Themen Faszien, Gesundheit, Bewegung und Ernährung.
Plus: Hin und wieder spezielle Angebote.