30.03.2018
Gelegentlich liest man, dass der Ballengang – also das Laufen über den Vorderfuß – auf Dauer die Achillessehne verkürze.
Wie kommen bestimme Leute zu dieser Aussage?
Meine erste Vermutung ist die, dass sich das aus einem falschen Verständnis dessen speist, was man unter „Ballengang“ versteht. Leute, die diese Aussage treffen, denken vermutlich, dass der Ballengang synonym mit Spitzfußlaufen ist. Dass man also beim Gehen wie auf „Zehenspitzen“ läuft und die Ferse gar nicht absetzt. Das könnte langfristig in der Tat zu einer Verkürzung der Achillessehne führen.
Tatsächlich aber bedeutet Ballengang nur, dass man zuerst mit dem Vorderfuß aufsetzt und dann mit der Ferse – also genau umgekehrt wie beim Hackengang. Wir setzen also immer mit dem gesamten Fuß auf. Eine Verkürzung kann so nicht auftreten. Sollte ein Arzt, Osteopath oder Physiotherapeut einmal diese Aussage Ihnen gegenüber tätigen, bitten Sie sie oder ihn den Ballengang zu demonstrieren. Wenn die das nicht können, wissen Sie Bescheid.
Zudem kenne ich einige Leute, die seit 10, 15 Jahren und mehr im Ballengang gehen und keine verkürzte Achillessehne haben – mich eingeschlossen.
Man sollte auch immer das gesamte Bewegungsspektrum einer Person betrachten. Jemand kann durchaus Ballengänger sein, sich aber in vielen anderen Bereichen vollkommen unfunktional bewegen. Eine verkürzte Achillessehne hätte dann seine Ursache an anderer Stelle.
Wenn Sie sich zusätzlich zum Ballengang bspw. häufiger in die tiefe Hocke begeben, wird Ihre Achillessehne regelmäßig verlängert.
Verkürzt also der Ballengang die Achillessehne? Nein!
Bildnachweis: Daniel Max – „Best shoes for heel pain“ – Creative Commons BY 2.0
Gefällt Ihnen dieser Artikel?
Abonnieren Sie meine Faszienbriefe für regelmäßige Artikel
zu den Themen Faszien, Gesundheit, Bewegung und Ernährung.
Plus: Hin und wieder spezielle Angebote.