So schädlich sind Laufschuhe mit Dämpfung

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10.05.2019

In der Welt (und zwar *hier*) fand ich einen Artikel der wieder einmal wunderbar illustriert, dass eine Vielzahl akademischer Grade und das Verschleudern von Steuergeldern in sogenannte „Forschung“ noch lange nicht dazu befähigt auch nur annähernd einen klaren Gedanken zu fassen.

Da haben nämlich „Forscher“ untersucht, welche Auswirkungen das Laufen (im Sinne von „Joggen“) mit super-duper Laufschuhen hat. Und von den Ergebnissen waren sie wirklich überrascht.

„Forscher“ des „Functional Orthopedic Research Center of Excellence“ (kurz: FORCE) fanden heraus, dass die Dämpfung bei Sportschuhen eine höhere Belastung des Körpers bewirkt.

Dazu befragte die Welt einen „Experten“ von der Charité, nämlich den Prof. Dr. Carsten Perka der dazu folgendes sagt:

Die starke Dämpfung der Laufschuhe (Im Artikel der Welt steht da übrigens ‚Laufschule‘, UB) ist mit mehr Instabilität im Fußbereich vergesellschaftet. Vermehrte Polsterung im Fußbereich macht eine erhöhte muskuläre Kompensation notwendig„.

Die erste Frage, die ich mir stelle: Was hat das Verb „vergesellschaftet“ im ersten Satz verloren? Das ist tatsächlich Fachsprech und meint „zusammen vorkommen / auftreten“. 

Und weiter: 

Laufen stellt immer eine vermehrte Belastung für die Gelenke dar. Unsere Bemühungen, diese zu minimieren, waren bis heute nur eingeschränkt erfolgreich.“

Tja, Carsten und liebes „FORCE“-Team. Ich erkläre euch jetzt mal was (keine Ursache, mache ich gerne!).

Leider habt ihr nicht untersucht, welchen Einfluss der Laufstil auf die Dämpfung hat. Der Mensch hat nämlich von Natur aus eine Dämpfung mit eingebaut.

Machen Sie folgenden Test: Stellen Sie sich hin. Stecken Sie sich die Zeigefinger in die Ohren. Nun gehen Sie auf und ab, kommen dabei mit der Ferse auf und rollen richtig schön ab. Sie werden dann in Ihrem Innenohr ein „Bumm, Bumm“ hören.

Jetzt machen Sie den Gegentest: Stellen Sie sich wieder hin. Stecken Sie die Zeigefinger in die Ohren. Jetzt gehen Sie wiederum auf und ab, aber dieses Mal kommen Sie mit dem Vorderfuß auf, statt auf die Hacke zu knallen. Sie erreichen das, indem Sie einfach den Fuß locker hängen lassen, statt ihn anzuheben (denn nur so können Sie auf der Ferse landen).

Was hören Sie? Mit Sicherheit kein „Bumm, Bumm“.

Das „Bumm, Bumm“ ist das akustische Äquivalent zu den Kräften, die auf Ihren gesamten Körper einwirken. Von der Ferse über die Knie, das Becken, die Wirbelsäule bis zum Kopf. Beim ersten Mal ist „Aua“, beim zweiten Mal werden die Kräfte über myofasziale Ketten gedämpft.

Das ist uns von Natur aus so mitgegeben. 

Aber, Carsten, pass auf: Da ist noch mehr!

Die ganze Konstruktion der Laufschuhe ist bestens dazu geeignet die Füße und die Sprunggelenke und in der Folge den Rest des Körpers ungünstig zu belasten.

  • Da wäre als Erstes die sog. „Sprengung“ der Schuhe zu nennen. Das bedeutet, dass die Schuhe hinten höher sind, als vorne. Diese Konstruktion zwingt den Läufer dazu noch mehr auf die Hacke zu knallen und verschiebt zudem das Becken in ungünstiger Weise nach vorne.

  • Dann laufen die Schuhe vorne spitz zu und engen so den Fuß unnötigerweise ein. Beim Laufen kommt ja irgendwann Gewicht auf den vorderen Fuß, was bewirkt, dass sich die Zehen auffächern. Der spitze Schuh verhindert das Auffächern. Stellen Sie sich das so vor, als würden Sie Handschuhe tragen, die vorne spitz zulaufen und die Finger übereinander schieben. Fühlt sich nicht so doll an, gell?

  • Die Sohlen sind in der Regel schmaler als der Fuß. Das bedeutet, dass der Läufer wie auf einer Art Schwebebalken steht. Der Fuß ist ständig um Balance bemüht. Es besteht die ständige Gefahr zur Seite umzuknicken. Ich beobachte das bspw. gerne bei Polizisten mit „Kampfstiefeln“ – die sind ähnlich konstruiert. Die wundern sich dann, dass die im Nahkampf so schnell umgeworfen werden. Na ja, wenn man schon nur beim Stehen um Gleichgewicht bemüht ist, reicht bereits ein kleiner Schubs von außen, um das Gleichgewicht ganz zu brechen.

  • Dazu sind die Sohlen der üblichen Laufschuhe sehr dick. Das macht ein Fühlen des Bodens und somit ein sattes und sicheres Aufkommen unmöglich.

Das Entscheidende ist die Lauftechnik. Also, ob der Läufer auf dem Vorderfuß oder der Hacke aufkommt. Und somit, ob der Läufer seine natürliche Dämpfung nutzt oder nicht. Die künstliche Dämpfung im Schuh führt dazu, dass die falsche Technik eben forciert wird. Schlicht, weil der subjektive Eindruck eines „Schutzes“ besteht. Dadurch werden die entsprechenden Strukturen noch mehr belastet.

Pst, Carsten und liebes FORCE-Team! Ich gebe euch jetzt einen Tipp: Beim nächsten Mal stellt die Läufer OHNE Schuhe auf ein Laufband und beschleunigt das Teil auf Sprintgeschwindigkeit. 

Dann werden zwei Dinge passieren:

  1. Nach ungefähr 2-3 Schritten schaltet das Nervensystem der Läufer automatisch auf Vorderfußlauf um. Der Körper ist nämlich nicht dumm und schützt seinen Besitzer.

  2. Ihr werdet feststellen, dass sich die Krafteinwirkungen auf den Läufer dramatisch verringern.

Lieber Carsten, liebes FORCE-Team! Für diesen Tipp gebe ich mich einfach mit 1/10 der eingesparten Forschungsgelder zufrieden. Den Rest könnt ihr dann für euer akademisches Fortkommen verwenden. Ich will auch gar nicht auf euren Papern genannt werden.

Hauptsache, ihr kommt mal mit Ergebnissen um die Ecke, die sich nicht jede Oma mit ein wenig anatomischen und biomechanischen Kenntnissen selbst herleiten kann. Und die auch wirklich einen Nutzen haben.

Bildnachweis: Marco Verch, „Orangefarbene und hellgrüne ASICS Laufschuhe„, flickr.com, Creative Commons BY 2.0

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