05.04.2019
Das Fasziennetz – das wird gerne vergessen – ist ein 3-dimensionales Netzwerk, in dem alles mit allem zusammenhängt.
Dem Fasziennetz kommt in vielerlei Hinsicht eine überragende Bedeutung zu. Um einen psychischen Aspekt geht es heute.
Ihr Fasziennetz ist durchzogen von Nervenendigungen. In ihrem Buch „The Endless Web: Fascial Anatomy and Physical Reality“ schreiben die Autoren Schultz und Feitis:
“The fascia is the emotional body. . . . Ideally, feelings are felt in the total body – emotions travel through the fascial web. We then interpret the physiological sensation as anger, affection, love, interest and so forth.”
„Die Faszie ist der emotionale Körper…Im Idealfall spüren wir Gefühle im gesamten Körper – Emotionen reisen durch das Fasziennetz. Dann interpretieren wir die physiologische Empfindung als Wut, Zuneigung, Liebe, Interesse und so weiter. “ (meine Übersetzung).
Emotionen und physiologische Reaktionen im Fasziennetz hängen also zusammen. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, wenn man bedenkt, dass Faszien mit Nervenfasern und Nervenendigungen durchzogen sind.
Psychischer Stress nun verklebt Ihre Faszien. Dabei spielt der profibrogene Botenstoff „Transforming Growth Factor“ (TGF) eine Rolle.
Sogenannte „Myofibroblasten“ können kontrahieren – ähnlich wie ein Muskel. Während Muskeln durch nervale Aktivation kontrahieren, entstehen die Kontraktionen der Myofibroblasten durch chemische Moleküle, die von unserem Immunsystem ausgeschüttet werden. Dieses chemische Molekül bezeichnet man als TGF-β1.
Ist unser sympathisches Nervensystem aktiviert – also jenes Nervensystem, das unter Stress (Flucht-Angriff-Reaktion) aktiviert ist – wird TGF-β1 ausgeschüttet. Dieses chemische Signal führt dann zu Kontraktionen der Myofibroblasten. Dauerhafte Kontraktionen bewirken dann wiederum eine „Fibrogenisierung“ – also eine Verklebung von Fasziengewebe. Das tut dann irgendwann „Aua“.
Die Kette ist also: Psychischer Stress -> mechanische Kontraktionen im Fasziengewebe -> Aua.
Das trifft natürlich nur zu, wenn der Zustand über einen längeren Zeitraum anhält.
Witzigerweise ist der Wirkmechanismus für psychischen und mechanischen Stress (also dauerhafte, einseitige Belastungen) der gleiche.
Nun wird aber auch andersherum ein Schuh draus: Faszienmobilisation löst verklebte Faszien und bewirkt so eine Verringerung von psychischem Stress.
Bildnachweis: Andrew Imanaka, „Stress„, flickr.com, Creative Commons BY-ND 2.0
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