02.10.2020
Heute soll es um ein sehr, sehr interessantes Phänomen gehen, dass man in der Fachliteratur als „Frozen Shoulder“ bezeichnet. Interessant ist die „Frozen Shoulder“ deshalb, weil sie möglicherweise andere Ursachen hat, als man häufig glaubt.
Frozen Shoulder wird folgendermaßen definiert:
„Als Frozen Shoulder (engl. für „eingefrorene Schulter“) bezeichnen Mediziner eine Erkrankung der Schultergelenkkapsel. Die Betroffenen haben anfangs starke Schulterschmerzen, die dann allmählich nachlassen, während die Schulter gleichzeitig immer steifer wird. Diese Schultersteife kann sich nach Jahren spontan wieder lösen.“ (Quelle: Netdoktor).
Nach Bunker betrifft Frozen Shoulder knapp 0,75 % der Bevölkerung
Interessant ist bei der Frozen Shoulder folgendes:
- Sie kommt nie allein, sondern immer zusammen mit anderen Erkrankungen, vor allem Diabetes. Etwa 30 % aller Diabetiker haben auch Frozen Shoulder.
- Sie hängt zusammen mit anderen Erkrankungen aus dem Feld des „Metabolischen Syndroms“.
- Es gibt ebenfalls eine Verbindung zu Schilddrüsenüberfunktion.
- Sie betrifft eher Leute über 40 (siehe „Pietrzak„).
- Chronische, unterschwellige Entzündungen sind ebenfalls ein Risikofaktor und wird mittlerweile auch bei anderen orthopädischen Symptomen in Betracht gezogen (wie etwa Arthrose. Sie erinnern sich noch an den Brief mit der klinischen Studie zu Low Carb und Kniearthrose?).
Warum all diese Dinge dann ausgerechnet die Schulter betreffen, weiß in der Tat kein Mensch. Wenn man das Vorgesagte ernst nimmt, ist also die beste Prävention einer Frozen Shoulder die Prävention von Diabetes und metabolischen Syndrom sowie das Runterregeln von entzündlichen Prozessen. Die einfachste Methode das zu tun ist Zucker und Kohlenhydrate sowie Saatöle aus dem Speiseplan zu streichen. Klingt lächerlich einfach, ist aber so.
Von diesem metabolischen Gegebenheiten abgesehen kann eine Frozen Shoulder durchaus spontan nach Verletzungen oder Irritationen der Schulter auftreten. Das ist gleichermaßen eine vom Körper ausgelöste Schutzreaktion.
Jedoch liegt nicht in allen Fällen eine Verletzung des Gewebes vor. Wenn man solche Schultern operativ öffnet, findet man nicht immer Anzeichen einer Verletzung. Bunker glaubt, dass nur etwa 50 % der Patienten, bei denen die Krankheit diagnostiziert wird, tatsächlich deutliche Anzeichen einer Pathologie in der Schulter haben.
Daraus folgt, dass es sich bei Frozen Shoulder unter Umständen auch um ein neurologisch induziertes, praktisch überschießendes Schutzverhalten handeln kann.
Tatsächlich haben Hollmann et al. 2015 eine – wenn leider auch zahlenmäßig viel zu kleine, aber spannende, Studie gemacht, in denen sie die Bewegungsfähigkeit von Patienten vor und während der Anästhesie testeten. Alle Patienten hatten unter Narkose „deutlich mehr passive Schulterabduktion“. Die Schulterbeweglichkeit („Range of Motion“, kurz: ROM) nahm mindestens um 44 Grad bis hin zu 110 Grad zu, sobald das Nervensystem ausgeschaltet war. Praktisch unmöglich, wenn das Gewebe so verändert ist, dass dadurch die Bewegungsfähigkeit eingeschränkt ist. Die Autoren folgerten:
„Der passive Bewegungsverlust bei Frozen Shoulder wird nicht vollständig durch eine echte Kapselkontraktur allein erklärt. Die passive ROM der Schulterabduktion, das bei wachen Patienten mit Frozen Shoulder gemessen wurde, spiegelt nicht genau die tatsächlich verfügbare ROM der betroffenen Schulter wider. Es scheint, dass aktive Steifigkeit oder Muskelschutz ein wichtiger Faktor für die Reduzierung des ROM bei Patienten mit gefrorener Schulter ist.“
Frozen Shoulder ist also ein wenig verstandenes und komplexes Phänomen, das nicht notwendigerweise mit geschädigtem Gewebe zusammenhängt. Eine Anpassung des Lebensstils kann zur Prävention beitragen.
Gefällt Ihnen dieser Artikel?
Abonnieren Sie meine Faszienbriefe für regelmäßige Artikel
zu den Themen Faszien, Gesundheit, Bewegung und Ernährung.
Plus: Hin und wieder spezielle Angebote.