03.08.2018
„Ich bin ein Vertreter den vollkommenen Angezogenheit – auch im Sommer!“. Das schrieb einmal der SchriftstellerWiglaf Droste. Ich bin mit ihm einer Meinung.
Wiglaf Droste bezog diese Aussage auf den ästhetischen Aspekt von Sandalen. Nun, der ist weitestgehend Ansichtssache. Ich persönlich finde Sandalen zumindest bei Männern optisch wenig bis gar nicht ansprechend – mit Ausnahmen. Deshalb und aus dem folgenden Grund trage ich keine.
Einen anderen Aspekt bei Sandalen finde ich nämlich viel interessanter.
Seit Langem fällt mir auf, dass beinahe alle Sandalenträger folgendes machen: Wenn sie gehen, ziehen sie die Zehen nach oben. Manche ziehen dabei die Zehen sogar fächerartig, einen nach dem anderen nach oben. Für das Gehen ist das eine vollkommen überflüssige Bewegung. Da 98 % aller Menschen über die Ferse laufen, ergibt sich hier eine doppelte Dysfunktionalität: Erst zieht man die Zehen an, dann den kompletten Fuß. Zwei vollkommen überflüssige Bewegungen, die für das Laufen nicht notwendig sind.
Vielleicht fragen Sie sich jetzt, was denn das Problem ist. Das Problem liegt darin, dass die myofaszialen Strukturen zum Anheben der Zehen und des Fußes nicht dafür geschaffen sind 10000-mal am Tag diese Anziehbewegung durchzuführen. Was eben jene Strukturen dauerhaft steifer macht, manchmal sogar schmerzen.
Der Grund für diese Zehenanziehbewegung liegt meiner Vermutung nach darin, dass bei Sandalen ein Riemen über den Fuß läuft. Das gibt unbewusst das Signal, dass der Schuh vom Fuß rutschen könnte. Damit das nicht passiert, werden die Zehen nach oben angezogen und – wumms – haben Sie eine neue überflüssige Bewegung einstudiert, die Sie dann auch auf den Rest der Zeit, also ohne Sandalen, übertragen.
Achten Sie einmal darauf: Wenn Sie durch die Stadt laufen, schauen Sie einmal auf die Sandalenträger und -trägerinnen. Sie werden dieses Zehenanziehmuster regelmäßig beobachten.
Bildnachweis: Kathrin, „Sandals„, Creative Commons BY-NC-SA 2.0
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