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Propriozeption und chronischer Schmerz

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08.06.2018

Haben Sie ihn gesehen? Scherz bei Seite …

Unser Fasziennetz ist durchzogen von Nervenendigungen. Tatsächlich ist das Fasziennetz Ihr größtes Organ. Dieses Organ ist verantwortlich für die sog. Propriozeption. Propriozeption ist die Fähigkeit, den ganzen Körper oder Teile davon hinsichtlich der Position und der Bewegung im Raum wahrzunehmen. Ohne diese Fähigkeit wären Sie nicht in der Lage sich an die Nase zu fassen, da Sie weder die aktuelle Position der Nase, noch die der Hand spüren könnten.

Die Verbesserung der Propriozeption ist die Grundlage praktisch jeder Sportart – und je komplexer die Bewegungsmuster, umso wichtiger. Das wurde übrigens zu Zeiten des eisernen Vorhangs in Russland schon erkannt und hoher Wert auf die Aufmerksamkeit und Wahrnehmung bei Athleten gelegt. Damit war man den „West“-Trainingsmethoden weit voraus, die sich – nach meinem Eindruck bis zum heutigen Tage – vornehmlich mit Kraft und Ausdauer beschäftigt haben.

Die Nervendigungen in Ihrem Fasziennetz stehen in einer direkten Verbindung mit Ihrem Hirn. Genauer gesagt, dem sensorischen und motorischen Kortex. In diesem Hirnareal gibt es eine neuronale Repräsentation Ihres Körpers. Verschiedene Bereiche des Körpers sind unterschiedlich stark repräsentiert. So sind die Zahl der Neuronen für die Lippen größer als etwa für die Füße.

Nun ist diese „Karte“ des Körpers (die man auch als „Homunkulus“ bezeichnet) keine irgendwie von Geburt an fest verdrahtete Einheit, sondern unterliegt in seiner Ausprägung dem Input aus der Umgebung. So dürfte der Homunkulus eines Uhrmachers anders aussehen, als der eines Schmieds.

Es besteht also die grundsätzliche Möglichkeit, die Fähigkeit zur Propriozeption für unterschiedliche Körperbereiche zu verändern, indem man für entsprechenden Input sorgt. Das gilt sowohl im Positiven als auch im Negativen. Die Qualität der Hirnkarten kann also verbessert werden.

Forschungen haben gezeigt, dass die Propriozeption bei Patienten mit chronischen Schmerzen stark beeinträchtigt ist und Faszienstrukturen in den betreffenden Regionen pathologische Veränderungen aufweisen. Das entspricht auch meinen eigenen Erfahrungen, wie ich in meinem Artikel „Wer sich nicht spürt, spürt Schmerz“ geschrieben habe.

Werden bestimmte Teile des Körpers gar nicht mehr eingesetzt, so kommt es nicht nur zu Verklebungen der faszialen Strukturen im jeweiligen Bereich, sondern mitunter auch zur sog. „sensomotorischen Amnesie“. Der Begriff bezeichnet den Zustand, in dem gewisse Muskeln dauerhaft kontrahiert sind, ohne dass die Person diesen Muskel willentlich entspannen könnte. Es besteht schlicht keine Verbindung mehr zwischen der Karte und dem Körperteil. So entstehen dann Bewegungseinschränkungen und Schmerzen.

Nun sind nicht alle Bewegungen gleich gut geeignet, die Qualität der Hirnkarten zu verbessern. Bewegungen, die am ehesten zu qualitativen Veränderungen der Hirnkarten führen, sind neugierig und erkundend, neuartig und interessant, vor allem aber langsam, sanft, achtsam und nicht schmerzhaft.

Sie erkennen schon an dieser Beschreibung, dass es einen großen Unterschied zwischen stumpfsinnigem Bewegen eines Gewichts mit bestimmter Wiederholungszahl und der beschriebenen Form der Bewegung gibt (was nicht bedeutet, dass sachgemäßes Training mit Gewichten keinen Nutzen hätte – hat es. Ich würde allerdings die Betonung eines Trainings nicht auf das Biegen von Eisen legen).

Wenn Sie also bis ins hohe Alter beweglich und schmerzfrei bleiben möchte, ist es deshalb von großer Wichtigkeit, dass Sie an der Propriozeption arbeiten. Die Fasziensitzungen haben neben dem Lösen von verklebten Faszienstrukturen auch die Aufgabe der Verbesserung der Propriozeption. Deshalb auch die häufigen – und vielleicht manchmal nervigen 😉 – Fragen zur Wahrnehmungsbeschreibung.

Bildnachweis: Stewart Black, „Arms“ – Creative Commony BY 2.0

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