Die Zeit ist ein Korrelat

Sind Alterskrankheiten Folge des Alterns?

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03.07.2020

Stellen Sie sich vor, Sie befinden sich in einem Boxring. Runde für Runde, Minute für Minute prasseln die Schläge auf Sie ein. Die Nase ist gebrochen, die Augen zugeschwollen. Jetzt kommt jemand und erklärt Ihnen, warum das so ist: „Tja, die Zeit. Je länger man im Ring steht, desto mehr schwellen die Augen.“

Ist das eine plausible Erklärung für Ihren Zustand nach einem Boxkampf?

Natürlich spielt die Zeit dabei eine Rolle – sie ist aber doch nicht die Ursache.

Ähnlich ist die Argumentation, wenn Sie irgendwo lesen, dass ab einem bestimmten Alter der Bauch dicker wird. Oder man Diabetes bekommt.

Auch hier ist die Zeit lediglich ein Korrelat. Die Zeit läuft mit – aber bestimmte Ursachen lassen den Bauch anschwellen und führen irgendwann in die Insulinresistenz – sprich Diabetes Typ 2. 

Auch eine zunehmende Steifigkeit im Alter, bis hin zur Unfähigkeit sich aus einer liegenden Position mit der eigenen Kraft nach oben zu drücken, ist keine zwangsläufige Erscheinung des Alters. Hier ist die Zeit wiederum auch nur ein Korrelat. Die Lebensweise (neudeutsch der „Lifestyle“) ist die entscheidende Größe.

Aus dem Forschungsfeld der Epigenetik wissen wir, dass, selbst wenn es bestimmte genetische Dispositionen für verschiedene Krankheiten gibt, Lifestyle-Faktoren aber bestimmen, ob diese Gene aktiviert werden oder nicht. Und somit, ob wir die eine oder andere Krankheit bekommen oder eben nicht.

Was ich damit sagen will: Vieles von dem, was wir „dem Alter“ zuschreiben und für unvermeidbar halten, ist in Wirklichkeit ein Ergebnis jahrzehntelang aufrechterhaltender Lebensweise. Damit ist nicht gesagt, dass sich im Alter nicht auch gewisse Dinge ändern (bspw. das hormonelle Umfeld) und ein 50-Jähriger ist keine 20. Oft genug aber ist „das Alter“ oder „die Gene“ eine bequeme Ausrede, um nichts ändern zu müssen.

Wie sagte Ivan Pawlow, der Entdecker der klassischen Konditionierung, einmal? Der Mensch stirbt lieber, als seine Gewohnheiten zu ändern.

Da ist vielleicht etwas dran.

Bildnachweis: Dominic Hargreaves, „Time, flickr.com – CC BY-SA 2.0

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