Wieviel Wasser müssen Sie trinken?

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24.05.2019

Wir bestehen zu ca. 41 – 84 % aus Wasser, je nach Alter und Körperkomposition, also dem Verhältnis von Fett- zu Muskelmasse. Fettgewebe enthält weniger Wasser als Muskeln, die etwa zu 75 % aus Wasser bestehen. Ältere Menschen befinden sich eher am unteren Ende der Skala, während Neugeborene zum größten Teil aus Wasser bestehen.

Wasser ist der Grundstoff und wird für die meisten im Körper ablaufenden chemischen Reaktionen benötigt.

Doch wie viel Wasser benötigt der Körper eigentlich? Wenn es Ihnen so geht wie mir, dann hallt jetzt irgendetwas von 2 Litern täglich durch Ihren Kopf.

Wasser bekommen wir aus 3 Quellen:

  • Trinken
  • Nahrung
  • Oxidation

In „Human Physiology“ von Schmidt und Thews schreiben die Autoren, dass ein Mensch von 70 kg Körpergewicht etwa 1750 ml Wasser pro Tag benötigt. 650 ml durch Trinken, 750 ml aus der festen Nahrung und 350 ml durch Oxidation.

Diese Angaben entsprechen in etwa den bekannten und oft empfohlenen 2000 ml. Nirgends aber steht, dass Sie diese Menge trinken müssen.

Der für mich interessanteste Teil ist der mit der Oxidation. Ihr Körper verfügt nämlich über die Fähigkeit über verschiedene chemische Prozesse selbst Wasser herzustellen. Das bedeutet, dass über die Nahrung – egal ob flüssig oder fest – gerade einmal 1400ml aufgenommen werden müssen. Gerade einmal 650ml wären reines Wasser, welches zu trinken wäre, also ungefähr 2 Gläser.

Dass wir selber Wasser herstellen können, erklärt auch, warum es so etwas wie „Dry fasting“ gibt. Also „Trockenfasten“. Nichts essen, nicht trinken. Das machen manche Menschen regelmäßig für 24 Stunden oder 3 Tage. Das längste lag wohl bei 18 Tagen…

Die Angaben zur Wassermenge finden Sie auch im „Merck Manual of Diagnostics and Therapy“. Das ist in den USA die medizinische Standard-Referenz für Ärzte und Wissenschaftler. Dort heißt es bezogen auf die Gesamtwassermenge (fest und flüssig):

„… a daily intake of 700 to 800ml to match total water losses and remain in water balance …

„…. eine tägliche Aufnahme von 700 bis 800 ml, um den Gesamtwasserverlust auszugleichen und im Wassergleichgewicht zu verbleiben….“.

Das bedeutet: Trinken Sie am Tag die empfohlene Menge von 2 Litern reinem Wasser, nehmen Sie ca. das 3-fache der tatsächlich benötigten Menge an Flüssigkeit zu sich.

Mann muss nicht Medizin studiert haben, um sich vorstellen zu können, dass das auf Dauer die Funktionsfähigkeit und somit Langlebigkeit der Nieren beeinträchtigt.

Wenn Sie zu viel reines Wasser trinken, können Ihre Elektrolyte den Flüssigkeitsaustausch innerhalb und außerhalb der Zelle nicht mehr ausgleichen. Dadurch schwellen Teile der Zellen an und andere dehydrieren aufgrund von Salzverlust. Das Trinken von zu viel Wasser kann Sie also regelrecht dehydrieren.

Ist ja auch logisch: Je mehr Sie trinken, desto mehr müssen Sie urinieren. Je mehr Sie urinieren, desto mehr Mineralien schwemmen Sie aus. In der Folge haben Sie wieder mehr Durst. Viel urinieren bedeutet auch hohe Belastung für die Nieren.

Es gibt natürlich Sondersituationen, etwa wenn Sie stark geschwitzt haben oder eine Magen-Darm-Infektion haben und viel erbrechen. Auch im Alter mag es sein, dass man die Flüssigkeitszufuhr etwas besser kontrollieren muss.

Generell ist aber davon auszugehen, dass die breite Bevölkerung eher über- als unterhydriert ist – „durchnässt“ wie es der Arzt Tim Noakes in seinem sehr lesenswerten Buch „Waterlogged“ ausgedrückt hat.

Tim Noakes geht in seinem Buch ausführlich auf die Physiologie des Flüssigkeitshaushalts ein. Ihn interessiert insbesondere die Aussage, dass Marathonläufer permanent Flüssigkeit zuführen sollen, um nicht zu dehydrieren.

Noakes zeigt, dass gerade die dauerhafte Zuführung von Wasser zu Hitzeschlag bei Ausdauerläufern führt.

Er zeigt auch, dass solcherlei Empfehlungen hauptsächlich von Herstellern wie Gatorade anhand von Gefälligkeitsstudien propagiert wurden.

In der Realität zeigt sich, dass die Top-Marathonläufer dann am besten sind, wenn sie während eines Laufs gar nichts trinken. Das Trinken vermindert die Leistungsfähigkeit.

Die !Xo San in der Kalahari hetzen noch heute schnelle Tiere, wie die Antilope, zu Tode. Dabei kann ein Jäger 2 – 6 Stunden oder mehr in gleißender Sonne laufen. Sie legen dabei Distanzen von 17 bis 35 km zurück bei Geschwindigkeiten von 4 – 10 km/h. Ohne riesige Mengen von Wasser zu trinken. Dabei dehydrieren die Jäger nicht und bekommen auch keinen Hitzeschlag.

Möglicherweise gehört auch die Aussage jeden Tag 2 Liter Wasser zu trinken in den Bereich dessen, was man halt „so glaubt“.

Noch ein kleiner Nachtrag:

Oft liest man, dass Sie auch viel Wasser trinken müssen, um Ihre Faszien geschmeidig zu halten. Begründet wird das damit, dass Faszien zu einem großen Teil aus Wasser bestehen und auch Wasser speichern (bspw. *hier*).

Das ist aus mehreren Gründen unsinnig (oder freundlicher ausgedrückt: diskutierbar):

  • Die Tatsache, dass Faszien Wasser speichern, heißt nicht, dass Sie viel Wasser trinken müssen. Das ist ungefähr so logisch wie zu sagen, weil Fettzellen (die übrigens auch Teil des Bindegewebes sind) Fett speichern (oder besser: Energie), müssen Sie besonders viel Fett und Kohlenhydrate essen …
  • Wenn diese Aussage wahr wäre, müssten sich verklebte Faszien ja auch wegtrinken lassen. Das möchte ich sehen.

Bildnachweis: Finn Pröpper, „Advertising!?„, flickr.com, Creative Commons BY-NC-ND 2.0

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