12.06.2020
Bewegung entsteht grundsätzlich durch Loslassen.
Wenn Sie mir das nicht glauben, dann machen Sie bitte folgende Übung:
- Stellen Sie sich hin
- Spannen Sie die Oberschenkel- und Pomuskulatur so feste an, wie Sie können
- Halten Sie das 10 Sekunden
- Jetzt noch fester halten
- Und jetzt gehen Sie mal
Sie werden feststellen, dass Sie gar nicht gehen können, es sei denn, Sie lassen die kontrahierten Muskeln los. Ansonsten wirkt das Gehen eher roboterhaft und wenig grazil.
Das Bewegen bei minimalem Einsatz der Skelettmuskulatur – und damit bei maximaler Ökonomie – hat der Schweizer Arzt Hans Flury als „Normale Bewegung“ bezeichnet.
Oft haben wir im Alltag die Tendenz unnötig Muskeln einzusetzen, die wir zur Ausführung einer Bewegung überhaupt nicht benötigen. Ich beobachte das oft bei Klienten, die beim Drehen des Kopfes die Schulter mit anheben.
Manchmal ist es schon so weit, dass man gar nicht mehr in der Lage ist, bestimmte Bereiche im Körper gezielt loszulassen.
Hier eine kleine Übung, die Ihnen den Unterschied vermitteln kann.
Sie können einen Arm anheben – oder ihn steigen lassen.
Setzen Sie sich einmal auf eine Stuhlkante und lassen Sie die Arme an den Seiten hängen. Heben Sie nun Ihren Arm an. Sie werden vielleicht bemerken, dass Sie beim Anheben des Arms die Schulter mit nach oben ziehen.
Machen Sie das Ganze jetzt noch einmal, jetzt aber so, dass Sie den Arm langsam heben und sich darauf konzentrieren, möglichst wenig Muskeln anzuspannen. Statt dass sich die Schulter hebt, versuchen Sie diese gezielt so zu entspannen, dass sie sogar noch ein wenig nach unten sinkt, obwohl der Arm nach oben geht. Bestimmt spüren Sie im Arm ein gewisses Ziehen (das ist übrigens eine Fasziendehnung). Ab einem gewissen Punkt steigt der Arm beinahe wie von allein nach oben. Das hat etwas mit der erzeugten Faszienspannung zu tun.
Probieren Sie das einmal – aber Achtung: Das ist nicht ganz so einfach, wie es klingt.
Coaches von Top-Sportlern bringen ihren Schützlingen bei, wie sie sich in der Bewegungsausführung maximal entspannen können. Nur so ist überhaupt ökonomische Bewegung möglich.
Das Erlernen der normalen Bewegung ist unter anderem ein Ziel des Unwinding. Man fühlt sich in eine ausgeführte Bewegung rein und versucht alles mit minimalem Muskeleinsatz auszuführen.
Bildnachweis: Edwin Lee, „Tai Chi„, flickr.com – CC BY-ND 2.0
Gefällt Ihnen dieser Artikel?
Abonnieren Sie meine Faszienbriefe für regelmäßige Artikel
zu den Themen Faszien, Gesundheit, Bewegung und Ernährung.
Plus: Hin und wieder spezielle Angebote.